Sonntag, 28. Oktober
Von dort aus fuhr er nach Süd-Südwesten, um die Insel Kuba an der nächst gelegenen Stelle zu erreichen. Er fuhr einen herrlichen Fluss hinauf, der keine gefährlichen Untiefen oder andere Unannehmlichkeiten in sich barg; die ganze Uferstrecke, die er entlang fuhr, hatte ein tiefes, klares, bis zum Grund sauberes Wasser. Die Mündung des Flusses was 12 Faden tief, genug um gegen den Wind zu kreuzen. Innerhalb der Mündung ging er einen Lombardenschuß vom Ufer entfernt vor Anker. Der Admiral sagt, er habe keinen schöneren Ort je gesehen. Die Ufer bis zum Wasser voller blühender grünumrankter Bäume, die ganz anders aussahen als die unseren. Sie waren von Blumen und Früchten der verschiedensten Art behangen, zwischen denen zahllose große und kleine Vögel ihren süßen Gesang vernehmen ließen. Es gab eine Unmenge an Palmen, die von andrer Art sind als unsere und jene von Guinea; sie waren mittelgroß, die unteren Enden ohne Zellfasern und mit sehr breiten Blättern, die die Eingeborenen für die Dächer ihrer Häuser benutzen. Das Gelände war ebenmäßig flach. Der Admiral bestieg ein Boot und betrat das Land und fand dort zwei Hütten, von denen er annahm, dass sie Fischern gehörten. Beim seinem Erscheinen ergriffen die Eingeborenen die Flucht. In einer der Hütten fand er einen Hund, der nicht bellte. In beiden hingen aus Palmfasern hergestellte Netze, Stricke, eine Angel aus Horn, knöcherne Haken und anderes Fischereigerät. Im inneren gab es mehrer Herde und es ist anzunehmen, dass sich in diese Hütten viele Menschen zusammenkommen. . Er befahl alles liegen zu lassen, was auch befolgt wurde. Das Gras war so hoch wie in Andalusien in den Monaten April und Mai. Es gab auch viel Portulak und Amaranth. Dann bestieg er wieder das Boot und fuhr eine gute Strecke den Fluss hinauf. Er sagt, beim Anblick dieser grünen Wälder und dem Gesang der Vögel eine so innige Freude empfunden zu haben, dass er sich nur schwer davon losreisen konnte. Die Insel sei wohl die schönste, die Menschenaugen je gesehen, reich an ausgezeichneten Ankerplätzen und tiefen Flüssen. Das Meer habe wohl das Land niemals mehr als über den Strand hinaus überflutet, da die Vegetation fast bis an das Meer heranreicht, was bei stürmischem Meer nicht möglich wäre. Zudem habe er bis zu diesem auf jenen Inseln Zeitpunkt niemals eine sturmdurchbrauste See erlebt. Die Insel, sagt er, hat viele schöne Berge, die allerdings nicht sehr hoch sind und sich nicht weithin erstrecken; der restliche Teil der Insel hat Anhöhen, die an Sizilien erinnern, und viel große Gewässer. Wie er aus der Zeichensprache der Indios, die er von der Insel Guanhani mitgenommen hatte, verstehen konnte. wird die Insel von zehn großen Flüssen durchzogen, und die Eingeborenen brauchen mehr als zwanzig Tage, um sie mit ihren Kanus zu umrunden. Gerade als er sich mit seinen Schiffen dem Land näherte, tauchten zwei Kanus auf. Doch als man bemerkte, dass die Matrosen ihre Boote bestiegen und losruderten, um die Flusstiefe zu messen und den besten Ankerplatz zu finden, machten sich die Kanus davon. Die Indios erzählten, dass auf dieser Insel Perlen und Gold zu finden seien. Tatsächlich entdeckte der Admiral eine Stelle, die zur Bildung von Perlen geeignet schien und Muscheln, die ein deutliches Hinweis darauf sind. Der Admiral verstand die Indios auch dahingehend, dass hier die mächtigen Schiffe des großen Khans anlegen und dass man bis zum Festland eine zehntägige Seefahrt zurücklegen müsse. Fluss und Bucht gab der Admiral den Namen San Salvador.
Montag, 29. Oktober
Er lichtete den Anker und segelte von jener Bucht gegen Westen, um , wie er sagt, zur Stadt zu kommen, wo er nach Auskunft der Indios den König anzutreffen glaubt. Sechs Leguas nordwestlich kam er zu einer Landspitze. Eine Leguas weiter entdeckte einen Fluss, mit einer etwas kleineren Mündung als der erste, und dem er den Namen Rio de la Luna verlieh. Bis zur Vesperstunde führen sie weiter. Dann passierte er einen Fluss, der, wie aus der Zeichensprache der Indios zu entnehmen war, größer als die anderen war, und in dessen Umgebung schöne Siedlungen zu sehen waren: Diesen Fluss benannte er Rio de Mares. Er setzte zwei Boot aus und schickte sie zur Erkundung einer der Siedlungen. In einem der Boot nahm er einen der mitfahrenden Indios mit, die unsere Sprache mittlerweile etwas verstanden und ihre Zufriedenheit zeigten, in Gesellschaft von Christen zu sein. Allein die Bewohner dieser Siedlung - Männer, Frauen und Kinder, suchten das Weite und ließen alles stehen und liegen. Der Admiral untersagte allen, irgendetwas anzurühren. Die Häuser waren bedeutend schöner als jene, die sie bis jetzt gesehen hatten. Der Admiral glaubt, dass sie immer besser werden, je weiter man sich dem Festland nähert. Die Behausungen waren in Hüttenform gebaut und sehr geräumig. Sie waren nicht reihenweise angeordnet und bildeten keine Straßen, sondern standen mal hier mal dort, eher wie ein Feldlager. Im Innern waren sie fein säuberlich ausgekehrt und mit reich verziertem Hausrat. Alle sind sehr schön aus Palmblättern. Man fand viele Statuen von Frauen und viele wunderbar geschnitzte Masken. Ich weiß nicht, ob dies als Zierat oder zur Anbetung benutzt wurde. Es gab Hunde, die nicht bellten, wilde und gezämte Vögel in diesen Behausungen, sowie wunderschön verarbeitete Netze, Angelhaken und anderes Fischereigerät. Niemand berührte irgendwas davon. Er glaubt, dass alle Küstenbewohner wohl Fischer sind, die ihren Fang ins Innere der Insel bringen, die ausgesprochen groß und so schön ist, dass man nicht müde wird ihren Liebreiz zu bewundern. Wie er sagt, fand er Bäume, deren Obst einen so wunderbaren Geschmack hat, und er glaubt, dass im Landesinnern Kühe und anderes Vieh existieren müsse, da er auf Knochenreste stieß, die von einem Rinderschädel zu sein schienen. Die ganze Nacht hindurch ist der Gesang der Vögel und das Zirpen der Grillen zu vernehmen, worüber sich alle herzlich erfreuten. Die Luft, von Wohlgerüchen erfüllt, war nachts weder warm noch kalt. Auf Fahrt von den anderen Inseln bis zu dieser herrschte große Hitze, während dies auf dieser Insel nicht der Fall ist und hier das Klima wie im Monat Mai ist. Das kommt wohl daher, dass die andrern Inseln keine Berge hatten und dass der Wind dort von Osten kommt und viel Hitze mit sich führt. Das Wasser dieser Flüsse ist an der Mündung salzig. Woher die Eingeboren das Trinkwasser hatten, das sie in ihren Hütten fanden, konnten sie nicht in Erfahrung bringen. Schiffe können in jenem Fluß sowohl bei der Einfahrt als auch bei der Ausfahrt leicht aufkreuzen, und die Flüsse bieten zuverlässigen Anhaltspunkte für die Navigation und sind an der Mündung sieben bis acht Klafter tief. Das ganze Seegebiet muss nach Ansicht des Admirals immer ruhig und sanft sein wie der Fluß von Sevilla sein. und die Perlenbildung begünstigen. Er fand großen Schnecken, die aber vollkommen geschmacklos waren, und in keiner Weise jenen aus Spanien ähneln. Nun beschreibt der Admiral die Lage des Flusses und der Bucht, von der weiter oben die Ree war und der er den Namen San Salvador gegeben hatte, und die von schönen großen Bergen umgeben ist, wie die Peña de los Enamorados. Einer davon hat an seiner Spitze eine Erhebung, die einer herrlichen Moschee gleicht. Der andere Fluss und seine Bucht, wo er sich aufhielt, umgibt sich im Südosten mit zwei runden Bergen und im West-Nordwesten mit einer wunderschönen Landzunge, die weit ins Meer hinausragt.
Dienstag, 30. Oktober
Er verließ den Rio de Mares im Nordwesten und entdeckte ein Kap. das dicht von Palmen bewachsen war und dem er den Namen Cabo de Palmas gab. Nach 15 Leguas erklärten die Indios an Bord der Karavelle Pinta, dass hinter diesem Kap ein Fluss liege, und das man von diesem Kap aus in vier Tagesreisen nach Kuba gelange. Der Kapitän der Pinta lief verlauten, dass seiner Meinung nach dieses Kuba, von dem die Indios sprachen, eine Stadt sei, und dass die Küste, der wir folgten zum Festland gehöre, das weit nach Norden reiche. Der König dieses Landes führte Krieg mit dem Großen Khan, den die Indios Cami nannten, während sie sein Land oder seine Stadt Faba oder andere Namen gaben. Der Admiral beschloss, zu jenem Fluss zu fahren und dem König jenes Gebietes ein Geschenk mit dem Schreiben der spanischen Herrscher zu überbringen. Damit betraute er einen Matrosen, der mit der gleichen Aufgabe schon in Guinea war und gab ihn zur Begleitung einige Indios aus Guanahani mit, die sich dazu bereit erklärt hatten, wenn sie anschließend zu ihren Inseln zurückkehren würden. Der Admiral schätzte, dass sie sich 42 Grad nördlich des Äquators befanden, sofern der Text von dem ich das übertragen habe, nicht verfälscht ist. Er wolle alles daran setzen, den Goßen Khan aufzusuchen, den er in diesen Gegenden vermutetet oder in der Stadt Catay, die, wie man ihm vor seiner Abreise sagte, sehr groß ist. Das ganz Land ist, wie der Admiral schreibt, eben und wunderschön und von tiefer See umgeben.
Mittwoch, 31. Oktober
Die ganze vergangene Nacht segelte er hart am Wind und gelangte zu einem Fluss, dessen Mündung allerdings zu flach war, um einzufahren. Die Indios dachten allerdings, dass Schiffe genauso leicht wie ihre Kanus einfahren könnten, Auf der Weiterfahrt gelangten sie zu einer Landspitze, die weit ins Meer ragte und von Untiefen umgeben war und wo er eine Bucht entdeckte, in die die kleineren Boote einfahren konnten, er selbst aber nicht, da die Winde nun nach Norden umgesprungen waren, die Küste aber in nord-nordwestlichen und südöstlicher Richtung verlief. Später sah er ein weiteres Vorgebirge, das sich noch weiter ins Meer erstreckte. Deshalb und weil die Wolkenbildung eine heftigen Wind erwarten ließ, musste er zum Rio de Mares zurückkehren.
Donnerstag, 1. November
Bei Sonnenaufgang ließ der Admiral die Boote zu den Behausungen an Land fahren, sie mussten aber feststellen, dass alle Eingeborenen geflohen waren. Nach einiger Zeit ließ sic ein Mann blicken, und der Admiral befahl, ihn unbehelligt zu lassen und mit den Booten zum Schiff zurückzukehren. Nach dem Mittagessen, wollte er einen Indio an Land schicken, und dieser rief jenem an Land zu, sich nicht zu fürchten. da sie gute ;Menschen seien, die niemandem ein Leid zufügen, und keine Gefolgsleute des Großen Khan; sie hätten die Bewohner der vielen Inseln, auf denen sie waren, immer beschenkt. Dann sprang der Indio ins Wasser und schwamm an Land. Dort nahmen ihn zwei der Eingeborenen an den Armen und führten ihn in eine Behausung, wo sie ihn befragten. Als sie sicher waren, dass ihnen nicht Böses widerfahre, räumten sie alle Zweifel aus und kamen mit mehr als 16 Kanus zu den Schiffen mit gesponnener Baumwolle und anderen Quisquillien. Der Admiral untersagte allerdings, irgendetwas davon anzurühren, damit ihnen bewusst würde, dass sie nur Gold suchten, das die Indio "nucay" nannten. Den ganzen Tag kamen und gingen dann Eingeborene und auch viele Christen gingen ungefährdet an Land. Der Admiral sah bei keinem von Ihnen Gold, nur bei einem bemerkte er ein an der Nase getragenes Silberstück, woraus er folgerte, dass Silber in jener Gegend vorkommen muss. Die Eingeborenen gaben mit Zeichensprache zu verstehen, dass innerhalb von drei Tagen viele Kaufleute aus dem Landesinneren eintreffen würden, um die Waren zu kaufen, die die Christen mitgebracht hatten und dass sie - soweit das ihren Gesten zu entnehmen war - vom König des Landes Neuigkeiten bringen würden, der 4 Tagesreisen entfernt war. Denn sie hatten viele Leute ins ganze Land geschickt, um von der Ankunft des Admirals zu unterrichten. "Diese Menschen" schreibt der Admiral "gleichen in Aussehn und Gebräuchen den bisher Begegneten. Sie gehören keinem Glauben an, den ich kenne und bis zum heutigen Tage habe ich ich sie nicht einmal im Gebet gesehen, ausser dem "Salve Regina" und dem "Ave Maria", das sie mit erhobene Händen ausrufen, wie man es ihnen beigebracht hat, sowie dass sie sich bekreuzigen. Sie sprechen alle dieselbe Sprache und sind alle untereinander befreundet. Ich glaube, dass alle diese Ländern Inseln sind, die sich im Krieg mit dem Großen Kahn befinden, den sie "Cavila" und dessen Land "Bafan" nennen. Auch diese Eingeborenen gehen wie die anderen nackt um her." So schreibt es der Admiral. Der Fluß, sagt er, ist sehr tief, so dass Schiffe in seinem Mündungsgebiet direkt an Land anlegen können. Süsswasser gibt es keines in der Mündung, doch ein Leguas weiter ist es trinkbar. "Und es ist gewiss," sagt der Admiral, "dass dies hier Festland ist, und ich mich vor Zaiton und Quinsay befinde, ungefähr 100 Leguas vor beiden Orten. was sich aus den Meeresströmungen erschließen lässt, die hier ganz anderes verlaufen als bisher, und als ich gestern nach Nordwesten segelte, fand ich, dass es sehr kalt war."
Von dort aus fuhr er nach Süd-Südwesten, um die Insel Kuba an der nächst gelegenen Stelle zu erreichen. Er fuhr einen herrlichen Fluss hinauf, der keine gefährlichen Untiefen oder andere Unannehmlichkeiten in sich barg; die ganze Uferstrecke, die er entlang fuhr, hatte ein tiefes, klares, bis zum Grund sauberes Wasser. Die Mündung des Flusses was 12 Faden tief, genug um gegen den Wind zu kreuzen. Innerhalb der Mündung ging er einen Lombardenschuß vom Ufer entfernt vor Anker. Der Admiral sagt, er habe keinen schöneren Ort je gesehen. Die Ufer bis zum Wasser voller blühender grünumrankter Bäume, die ganz anders aussahen als die unseren. Sie waren von Blumen und Früchten der verschiedensten Art behangen, zwischen denen zahllose große und kleine Vögel ihren süßen Gesang vernehmen ließen. Es gab eine Unmenge an Palmen, die von andrer Art sind als unsere und jene von Guinea; sie waren mittelgroß, die unteren Enden ohne Zellfasern und mit sehr breiten Blättern, die die Eingeborenen für die Dächer ihrer Häuser benutzen. Das Gelände war ebenmäßig flach. Der Admiral bestieg ein Boot und betrat das Land und fand dort zwei Hütten, von denen er annahm, dass sie Fischern gehörten. Beim seinem Erscheinen ergriffen die Eingeborenen die Flucht. In einer der Hütten fand er einen Hund, der nicht bellte. In beiden hingen aus Palmfasern hergestellte Netze, Stricke, eine Angel aus Horn, knöcherne Haken und anderes Fischereigerät. Im inneren gab es mehrer Herde und es ist anzunehmen, dass sich in diese Hütten viele Menschen zusammenkommen. . Er befahl alles liegen zu lassen, was auch befolgt wurde. Das Gras war so hoch wie in Andalusien in den Monaten April und Mai. Es gab auch viel Portulak und Amaranth. Dann bestieg er wieder das Boot und fuhr eine gute Strecke den Fluss hinauf. Er sagt, beim Anblick dieser grünen Wälder und dem Gesang der Vögel eine so innige Freude empfunden zu haben, dass er sich nur schwer davon losreisen konnte. Die Insel sei wohl die schönste, die Menschenaugen je gesehen, reich an ausgezeichneten Ankerplätzen und tiefen Flüssen. Das Meer habe wohl das Land niemals mehr als über den Strand hinaus überflutet, da die Vegetation fast bis an das Meer heranreicht, was bei stürmischem Meer nicht möglich wäre. Zudem habe er bis zu diesem auf jenen Inseln Zeitpunkt niemals eine sturmdurchbrauste See erlebt. Die Insel, sagt er, hat viele schöne Berge, die allerdings nicht sehr hoch sind und sich nicht weithin erstrecken; der restliche Teil der Insel hat Anhöhen, die an Sizilien erinnern, und viel große Gewässer. Wie er aus der Zeichensprache der Indios, die er von der Insel Guanhani mitgenommen hatte, verstehen konnte. wird die Insel von zehn großen Flüssen durchzogen, und die Eingeborenen brauchen mehr als zwanzig Tage, um sie mit ihren Kanus zu umrunden. Gerade als er sich mit seinen Schiffen dem Land näherte, tauchten zwei Kanus auf. Doch als man bemerkte, dass die Matrosen ihre Boote bestiegen und losruderten, um die Flusstiefe zu messen und den besten Ankerplatz zu finden, machten sich die Kanus davon. Die Indios erzählten, dass auf dieser Insel Perlen und Gold zu finden seien. Tatsächlich entdeckte der Admiral eine Stelle, die zur Bildung von Perlen geeignet schien und Muscheln, die ein deutliches Hinweis darauf sind. Der Admiral verstand die Indios auch dahingehend, dass hier die mächtigen Schiffe des großen Khans anlegen und dass man bis zum Festland eine zehntägige Seefahrt zurücklegen müsse. Fluss und Bucht gab der Admiral den Namen San Salvador.
Montag, 29. Oktober
Er lichtete den Anker und segelte von jener Bucht gegen Westen, um , wie er sagt, zur Stadt zu kommen, wo er nach Auskunft der Indios den König anzutreffen glaubt. Sechs Leguas nordwestlich kam er zu einer Landspitze. Eine Leguas weiter entdeckte einen Fluss, mit einer etwas kleineren Mündung als der erste, und dem er den Namen Rio de la Luna verlieh. Bis zur Vesperstunde führen sie weiter. Dann passierte er einen Fluss, der, wie aus der Zeichensprache der Indios zu entnehmen war, größer als die anderen war, und in dessen Umgebung schöne Siedlungen zu sehen waren: Diesen Fluss benannte er Rio de Mares. Er setzte zwei Boot aus und schickte sie zur Erkundung einer der Siedlungen. In einem der Boot nahm er einen der mitfahrenden Indios mit, die unsere Sprache mittlerweile etwas verstanden und ihre Zufriedenheit zeigten, in Gesellschaft von Christen zu sein. Allein die Bewohner dieser Siedlung - Männer, Frauen und Kinder, suchten das Weite und ließen alles stehen und liegen. Der Admiral untersagte allen, irgendetwas anzurühren. Die Häuser waren bedeutend schöner als jene, die sie bis jetzt gesehen hatten. Der Admiral glaubt, dass sie immer besser werden, je weiter man sich dem Festland nähert. Die Behausungen waren in Hüttenform gebaut und sehr geräumig. Sie waren nicht reihenweise angeordnet und bildeten keine Straßen, sondern standen mal hier mal dort, eher wie ein Feldlager. Im Innern waren sie fein säuberlich ausgekehrt und mit reich verziertem Hausrat. Alle sind sehr schön aus Palmblättern. Man fand viele Statuen von Frauen und viele wunderbar geschnitzte Masken. Ich weiß nicht, ob dies als Zierat oder zur Anbetung benutzt wurde. Es gab Hunde, die nicht bellten, wilde und gezämte Vögel in diesen Behausungen, sowie wunderschön verarbeitete Netze, Angelhaken und anderes Fischereigerät. Niemand berührte irgendwas davon. Er glaubt, dass alle Küstenbewohner wohl Fischer sind, die ihren Fang ins Innere der Insel bringen, die ausgesprochen groß und so schön ist, dass man nicht müde wird ihren Liebreiz zu bewundern. Wie er sagt, fand er Bäume, deren Obst einen so wunderbaren Geschmack hat, und er glaubt, dass im Landesinnern Kühe und anderes Vieh existieren müsse, da er auf Knochenreste stieß, die von einem Rinderschädel zu sein schienen. Die ganze Nacht hindurch ist der Gesang der Vögel und das Zirpen der Grillen zu vernehmen, worüber sich alle herzlich erfreuten. Die Luft, von Wohlgerüchen erfüllt, war nachts weder warm noch kalt. Auf Fahrt von den anderen Inseln bis zu dieser herrschte große Hitze, während dies auf dieser Insel nicht der Fall ist und hier das Klima wie im Monat Mai ist. Das kommt wohl daher, dass die andrern Inseln keine Berge hatten und dass der Wind dort von Osten kommt und viel Hitze mit sich führt. Das Wasser dieser Flüsse ist an der Mündung salzig. Woher die Eingeboren das Trinkwasser hatten, das sie in ihren Hütten fanden, konnten sie nicht in Erfahrung bringen. Schiffe können in jenem Fluß sowohl bei der Einfahrt als auch bei der Ausfahrt leicht aufkreuzen, und die Flüsse bieten zuverlässigen Anhaltspunkte für die Navigation und sind an der Mündung sieben bis acht Klafter tief. Das ganze Seegebiet muss nach Ansicht des Admirals immer ruhig und sanft sein wie der Fluß von Sevilla sein. und die Perlenbildung begünstigen. Er fand großen Schnecken, die aber vollkommen geschmacklos waren, und in keiner Weise jenen aus Spanien ähneln. Nun beschreibt der Admiral die Lage des Flusses und der Bucht, von der weiter oben die Ree war und der er den Namen San Salvador gegeben hatte, und die von schönen großen Bergen umgeben ist, wie die Peña de los Enamorados. Einer davon hat an seiner Spitze eine Erhebung, die einer herrlichen Moschee gleicht. Der andere Fluss und seine Bucht, wo er sich aufhielt, umgibt sich im Südosten mit zwei runden Bergen und im West-Nordwesten mit einer wunderschönen Landzunge, die weit ins Meer hinausragt.
Dienstag, 30. Oktober
Er verließ den Rio de Mares im Nordwesten und entdeckte ein Kap. das dicht von Palmen bewachsen war und dem er den Namen Cabo de Palmas gab. Nach 15 Leguas erklärten die Indios an Bord der Karavelle Pinta, dass hinter diesem Kap ein Fluss liege, und das man von diesem Kap aus in vier Tagesreisen nach Kuba gelange. Der Kapitän der Pinta lief verlauten, dass seiner Meinung nach dieses Kuba, von dem die Indios sprachen, eine Stadt sei, und dass die Küste, der wir folgten zum Festland gehöre, das weit nach Norden reiche. Der König dieses Landes führte Krieg mit dem Großen Khan, den die Indios Cami nannten, während sie sein Land oder seine Stadt Faba oder andere Namen gaben. Der Admiral beschloss, zu jenem Fluss zu fahren und dem König jenes Gebietes ein Geschenk mit dem Schreiben der spanischen Herrscher zu überbringen. Damit betraute er einen Matrosen, der mit der gleichen Aufgabe schon in Guinea war und gab ihn zur Begleitung einige Indios aus Guanahani mit, die sich dazu bereit erklärt hatten, wenn sie anschließend zu ihren Inseln zurückkehren würden. Der Admiral schätzte, dass sie sich 42 Grad nördlich des Äquators befanden, sofern der Text von dem ich das übertragen habe, nicht verfälscht ist. Er wolle alles daran setzen, den Goßen Khan aufzusuchen, den er in diesen Gegenden vermutetet oder in der Stadt Catay, die, wie man ihm vor seiner Abreise sagte, sehr groß ist. Das ganz Land ist, wie der Admiral schreibt, eben und wunderschön und von tiefer See umgeben.
Mittwoch, 31. Oktober
Die ganze vergangene Nacht segelte er hart am Wind und gelangte zu einem Fluss, dessen Mündung allerdings zu flach war, um einzufahren. Die Indios dachten allerdings, dass Schiffe genauso leicht wie ihre Kanus einfahren könnten, Auf der Weiterfahrt gelangten sie zu einer Landspitze, die weit ins Meer ragte und von Untiefen umgeben war und wo er eine Bucht entdeckte, in die die kleineren Boote einfahren konnten, er selbst aber nicht, da die Winde nun nach Norden umgesprungen waren, die Küste aber in nord-nordwestlichen und südöstlicher Richtung verlief. Später sah er ein weiteres Vorgebirge, das sich noch weiter ins Meer erstreckte. Deshalb und weil die Wolkenbildung eine heftigen Wind erwarten ließ, musste er zum Rio de Mares zurückkehren.
Donnerstag, 1. November
Bei Sonnenaufgang ließ der Admiral die Boote zu den Behausungen an Land fahren, sie mussten aber feststellen, dass alle Eingeborenen geflohen waren. Nach einiger Zeit ließ sic ein Mann blicken, und der Admiral befahl, ihn unbehelligt zu lassen und mit den Booten zum Schiff zurückzukehren. Nach dem Mittagessen, wollte er einen Indio an Land schicken, und dieser rief jenem an Land zu, sich nicht zu fürchten. da sie gute ;Menschen seien, die niemandem ein Leid zufügen, und keine Gefolgsleute des Großen Khan; sie hätten die Bewohner der vielen Inseln, auf denen sie waren, immer beschenkt. Dann sprang der Indio ins Wasser und schwamm an Land. Dort nahmen ihn zwei der Eingeborenen an den Armen und führten ihn in eine Behausung, wo sie ihn befragten. Als sie sicher waren, dass ihnen nicht Böses widerfahre, räumten sie alle Zweifel aus und kamen mit mehr als 16 Kanus zu den Schiffen mit gesponnener Baumwolle und anderen Quisquillien. Der Admiral untersagte allerdings, irgendetwas davon anzurühren, damit ihnen bewusst würde, dass sie nur Gold suchten, das die Indio "nucay" nannten. Den ganzen Tag kamen und gingen dann Eingeborene und auch viele Christen gingen ungefährdet an Land. Der Admiral sah bei keinem von Ihnen Gold, nur bei einem bemerkte er ein an der Nase getragenes Silberstück, woraus er folgerte, dass Silber in jener Gegend vorkommen muss. Die Eingeborenen gaben mit Zeichensprache zu verstehen, dass innerhalb von drei Tagen viele Kaufleute aus dem Landesinneren eintreffen würden, um die Waren zu kaufen, die die Christen mitgebracht hatten und dass sie - soweit das ihren Gesten zu entnehmen war - vom König des Landes Neuigkeiten bringen würden, der 4 Tagesreisen entfernt war. Denn sie hatten viele Leute ins ganze Land geschickt, um von der Ankunft des Admirals zu unterrichten. "Diese Menschen" schreibt der Admiral "gleichen in Aussehn und Gebräuchen den bisher Begegneten. Sie gehören keinem Glauben an, den ich kenne und bis zum heutigen Tage habe ich ich sie nicht einmal im Gebet gesehen, ausser dem "Salve Regina" und dem "Ave Maria", das sie mit erhobene Händen ausrufen, wie man es ihnen beigebracht hat, sowie dass sie sich bekreuzigen. Sie sprechen alle dieselbe Sprache und sind alle untereinander befreundet. Ich glaube, dass alle diese Ländern Inseln sind, die sich im Krieg mit dem Großen Kahn befinden, den sie "Cavila" und dessen Land "Bafan" nennen. Auch diese Eingeborenen gehen wie die anderen nackt um her." So schreibt es der Admiral. Der Fluß, sagt er, ist sehr tief, so dass Schiffe in seinem Mündungsgebiet direkt an Land anlegen können. Süsswasser gibt es keines in der Mündung, doch ein Leguas weiter ist es trinkbar. "Und es ist gewiss," sagt der Admiral, "dass dies hier Festland ist, und ich mich vor Zaiton und Quinsay befinde, ungefähr 100 Leguas vor beiden Orten. was sich aus den Meeresströmungen erschließen lässt, die hier ganz anderes verlaufen als bisher, und als ich gestern nach Nordwesten segelte, fand ich, dass es sehr kalt war."